Vertrauen

Vertrauen:
Substantiv (das)
Das Gefühl, der feste Glaube, dass man einer Person oder einer Macht persönliche Dinge und Gefühle ohne Risiko sagen kann und dass diese Person oder Macht absolut verlässlich ist.

 

Ja, ich beginne diesen Artikel mit Absicht mit der Definition von Vertrauen.
Warum, werdet ihr merken.

 

Vertrauen.
Vertrauen, dass ist schon eine komische Sache.
Man schenkt Vertrauen nicht unüberlegt.
Man schenkt nicht jedem gleich viel Vertrauen.
Manch einer muss sich Vertrauen hart erkämpfen.
Manch einem schenken wir Vertrauen viel zu schnell.

Mir ist es in meiner Schulzeit passiert, dass ich zu schnell Vertrauen gefasst hatte.
Daraus hatte ich gelernt.

Nun ist es mir passiert, dass mein Vertrauen getreten wurde.
Und als es am Boden lag, nochmal kräftig drauf.
Damit es auch wirklich schön gut weh tut.

Das führte dazu, dass es mir vor eineinhalb Wochen so richtig scheiße ging.
Meine Seele hat „Stop“ geschrieen.
Ich hatte nicht gehört.
Es hat sich körperlich dann bemerkbar gemacht.

Mir ging es so richt schlecht.
Übelkeit.
Übergeben.
Kopfschmerzen.
Körperlicher Schmerz.

Ich weiß wirklich nicht wie ich in diesen Tagen funktioniert hatte.
Wie ich arbeiten konnte.

Ich dachte inzwischen auch, ich hätte es überwunden.
Dem war nicht so.

Gestern Abend hat mir meine Psyche dann gesagt „Ätsch, wir sind noch lange nicht fertig!“

Der lang überfällige Heulanfall kam.
Ich hatte heute früh sogar direkt wieder nach dem aufstehen geweint.
Wie ich in die Arbeit kam?
Keine Ahnung!

Jetzt weiß ich was genau, diesen Zusammenbruch, der echt notwendig war, ausgelöst hatte.
Und ich weiß, dass es mir nochmal so schlecht ging, weil mein Vertrauen mit Füßen getreten wurde.
Auseinander genommen wurde.

Mein Vertrauen ist eines meiner wertvollsten Güter.
Zusammen mit meiner Ehrlichkeit bildet es eine Einheit.

Durch diesen ganzen Mist, ist mir auch aufgefallen, wer wirklich mein Freund ist.
Wer bedingungslos hinter mir steht.
Wer für mich da ist.

Deshalb möchte ich hiermit auch den Leuten danken, die in den letzten Wochen zu mir gehalten haben.
Für mich da waren.
Mich aufgefangen haben.
Mir gezeigt haben, dass mein Vertrauen in sie gerechtfertigt ist.

Danke!

Ich bin für euch genauso da, wir ihr für mich!


Als du nicht mehr der große Beschützer warst

Es war in der achten Klasse.
1999.
Kurz nach meiner Konfirmation.
Es hat sich in der Schule etwas ereignet, auf das ich zu gegebener Zeit näher eingehen werde.

Ich weiß noch wie du vor mir standest.
Groß.
Bedrohlich.
Und mit tiefer, fester Stimme sprachst.
„Überlege dir nochmal ganz genau, wie das wirklich passiert ist!“

Damit hast du, der ohne wenn und aber, der der immer vorbehaltlos zu mir halten hätte müssen, mir eines gesagt:
„Ich glaube dir nicht.“

„Ich glaube dir nicht!“

Du hast es nicht direkt gesagt, aber dennoch.
Allein dein Auftreten, dein Ton, deine ganzes Verhalten in diesem Moment mir gegenüber.
Es hat so viel zerstört.

Du bist seitdem nicht mehr mein Beschützer.
Der weiße Ritter mit seinem Pferd hat sich in Luft aufgelöst.

Ich würde jetzt nicht sagen, dass dieser Moment meine Kindheit beendet hat.
Meine Kindheit war schon viel länger beendet.

Dieser Moment hat mein Vertrauen in dich zerstört.

Jedes mal wenn ich nun in den vergangenen Jahren gedacht hatte, oder auch jetzt noch denke, wir nähern uns wieder an, kam kurz darauf wieder so ein Moment.
Ein Moment der mich vom Gegenteil überzeugte.

Es wird nie wieder so sein.

Ich lerne nun erst langsam damit umzugehen.
Ich lerne, dass ich vergangenes verarbeiten muss.
Ich lerne, dass ich gegenwärtiges und zukünftiges nicht mehr so an mich heranlassen darf.

Ich fange an zu verarbeiten.

Verstehen? 
Verstehen werde ich so manches nicht.

Mein Beschützer ist fort.

Ich beschütze mich nun selbst!


„Sei doch nicht immer so introvertiert!“

„Sei doch nicht immer so introvertiert!“

Toller Satz.
Vor allem wenn man diesen mit zwölf, höchstens dreizehn Jahren von seinem Vater zu hören bekommt.

Ja, ich wirke auf meine Außenwelt nicht wirklich introvertiert.
Nicht mehr.
Es war ein langer Weg.

„Sei doch nicht immer so introvertiert!“

Es war ein Schutzmechanismus.
Wenn ich mich in mein noch nicht vorhandenes Selbst zurück gezogen habe, konnte mich ja keiner verletzen.

„Sei doch nicht immer so introvertiert!“

Hallo? Ich war 12, höchstens 13.
Was sollte ich denn sonst sein bei dem ganzen Mist der mir in der Schule wiederfahren ist.

„Seid doch nicht immer so introvertiert!“

Dieser Satz klingt mir auch noch jetzt, nach 20 Jahren, in den Ohren.

„Sei doch nicht immer so introvertiert!“

Weißt du was?
Du kannst mich mal.

Ich bin, unter anderem, dank diesem Satz von dir noch lange nicht da wo ich hin will.
Wo ich hingehöre.
Wo ich sein sollte.

„Sei doch nicht immer so introvertiert!“

Doch!
Ich bin introvertiert.
Das ist auch gut so.